Das christliche Menschenbild geht davon aus, dass jeder Mensch einzigartig als Ebenbild Gottes existiert.
Für unsere Arbeit bedeutet dieser Grundsatz, das Kind mit all seinen Fähigkeiten, seinen Charaktereigenschaften und seinen bisherigen Erfahrungen so anzunehmen, wie es ist. Wir möchten seine Individualität anerkennen und es dazu anleiten, auch die Einzigartigkeit der anderen Menschen um es herum wahrzunehmen und zu respektieren. Auch wenn jeder Mensch das Recht zur freien Entfaltung und Entwicklung hat, muss den Kindern vermittelt werden, dass ihre Grenzen da liegen, wo die anderen ihre Rechte in Anspruch nehmen. Jeder Mensch trägt die Verantwortung für sich und andere, sein Umfeld und die Gemeinschaft. Jeder möchte Geborgenheit, Vertrauen und Zuwendung erfahren, ohne in seinem Willen und seiner Selbständigkeit beeinträchtigt zu werden.
Jedes Kind verfügt über unterschiedliche Anlagen, Intelligenz, Persönlichkeit und Ressourcen. Das Schöne daran ist, dass es vom Leben des anderen lernen und profitieren kann, d.h. auch, dass wir Erzieherinnen stets offen sein möchten, um von den Kindern zu lernen und uns nicht über sie gestellt wissen wollen. Wenn die Kinder durch uns lernen, Grundvertrauen aufzubauen und praktizierte Nächstenliebe erfahren, fühlen sie sich angenommen und können andere annehmen und Beziehungen aufbauen, die nicht selten lange über die Kindergartenzeit hinaus Bestand haben.
Kinder haben ein sehr gutes Einfühlungsvermögen und eine gut ausgeprägte Wahrnehmung. Sie spüren Gefühle und Stimmungen anderer und sind in der Lage Trauer, Freude, Schmerz und Wut nachzuvollziehen. Sie können ebenso einfach ihre emphatische Seite verdrängen und ihren kindlichen Egoismus ausleben, wenn sie z.B. partout etwas haben möchten. Im Gegensatz zu den meisten Erwachsenen hat das Kind noch keine festgeschriebene Vorstellung davon, wie ein Mensch zu sein hat, sich "gesellschaftlich benehmen" muss.
Das ist eine gute Basis für Eltern und Pädagogen gemeinsam mit den Kindern täglich neue Erfahrungen zu machen, Neues zu entdecken, dazuzulernen, sich frei zu entwickeln, die Wahl zu haben. Unser Anliegen ist es, Ihren Kindern zu helfen, die Welt täglich neu zu entdecken und zu erleben und angstfrei in die Zukunft zu gehen. Gemeinsam mit den Eltern tragen wir Sorge dafür, dass dieser Weg von den Kindern mit der nötigen Sozialkompetenz, resilient und zuversichtlich gegangen werden kann.
Ein Zitat aus den Bildungs- und Erziehungsempfehlungen
Kinder haben die Fähigkeiten und das Recht, auf eigene Art wahrzunehmen, sich auszudrücken und ihr Können und Wissen zu erfahren und zu entwickeln. Sie wollen lernen und haben ein Recht auf ihre Themen sowie auf ein genussreiches Lernen. Sie haben ein großes Vergnügen zu verstehen, zu wissen und sich an Problemen zu messen, die größer sind als sie!
- Loris Malaguzzi -
Wenn wir diese Aussage ernst nehmen wollen, müssen wir den Kindern auf Augenhöhe begegnen, sie mit allen Stärken, Schwächen, Wünschen und Bedürfnissen ernst nehmen. Zeitgleich haben wir den Auftrag, die Kinder zu betreuen, zu erziehen und zu bilden. Wir bieten den Kindern Zeit, Raum, Themen, Methoden und Materialien an, um neue Erfahrungen zu machen, miteinander zu kooperieren und zu kommunizieren. Hierbei werden alle Bereiche im Rahmen unserer Ressourcen umfassend abgedeckt.
Die Kinder können die Angebote annehmen, ohne dem Zwang zu unterliegen, alles tun zu müssen. Dieses selbstbestimmte Handeln hat da seine Grenzen, wo das Interesse der Gesamtgruppe Vorrang hat. Damit die Kinder überhaupt die Möglichkeit haben, ihre lernmethodischen Kompetenzen zu entwickeln und fortzuführen, bedarf es zunächst einmal der emotionalen Sicherheit der Kinder. Ihnen diese Sicherheit zu vermitteln ist Aufgabe von Eltern und Erzieher/innen gleichermaßen. Schon bei der Aufnahme in die KITA wird klar, dass die unterschiedlichen Basiskompetenzen und Bildungsbereiche nicht voneinander zu trennen sind.